Rezension „Das kunstseidene Mädchen“ – Irmgard Keun
Doris, „das
kunstseidene Mädchen“, ist 18 Jahre alt, lebt in einer „mittleren Stadt“, arbeitet
am Büro und ist in einer Beziehung mit Hubert. Der Roman spielt in den Jahren
1931-1932 und ist 1932 erschienen und der Epoche der Neuen Sachlichkeit
zuzuordnen.
Als Hubert
Doris verlässt, da er lieber ein unberührtes Mädchen heiraten will, Doris aus
ihrer Stellung am Büro entlassen wird und auch am Theater nicht den Aufstieg
schafft und zu alledem einen Pelzmantel (einen „Feh“) stiehlt, beschließt sie
nach Berlin zu fliehen und dort neu anzufangen.
Ein junges
Mädchen aus der Provinz mit dem Vorhaben, eine Berühmtheit zu werden, allein in
der Großstadt Berlin – wie soll das nur gut gehen? Doch Doris stellt sich mit
ihrem Optimismus und ihrer Naivität allen Widrigkeiten entgegen und ist nach
wie vor fest entschlossen „ein Glanz“ zu werden. Ihre Träume und Erwartungen
sind glaubhaft geschildert, sodass man als Leser ihre Absichten gut
nachvollziehen kann. Dennoch kann man an einigen Stellen über ihre
Gutgläubigkeit nur den Kopf schütteln und auch dass sie nicht davor
zurückschreckt, ständig neue kurzweilige Affären einzugehen, lässt sie für mich
Sympathiepunkte verlieren. Die Handlung an sich finde ich sehr interessant, da
auch viele Motive, die in den 1920er-Jahren relevant waren, aufgegriffen
werden: die neue Rolle der Frau, die sich zunehmend für Mode interessiert und
plötzlich Kurzhaarfrisuren trägt, der Film bzw. das Kino, welches zu dieser
Zeit eine große Rolle spielte, die Verstädterung bzw. die Großstadt Berlin,
Themen wie die Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit, generell der Umgang mit
den Folgen des 1.Weltkriegs und noch vieles mehr.
All diese
Themen machten für mich das Buch interessant und lesenswert; jedoch fand ich
den Schreibstil sehr anstrengend: Die Sätze waren oftmals kurz und
unvollständig, da z.B. oft das Subjekt fehlte. Doris schreibt ihre Erlebnisse
spontan und unreflektiert (tagebuchähnlich) auf, sodass man nah an sie
herankommt; dennoch fiel es mir schwer,
der Geschichte aufmerksam zu folgen; sie konnte mich nicht komplett einfangen.
Wer sich für
die deutsche Literaturgeschichte und –vergangenheit interessiert, sollte dieses
Buch unbedingt lesen, da dort wichtige Themen behandelt werden. Ich denke, es
ist wichtig als Buchliebhaber auch über die verschiedenen Literaturepochen
Bescheid zu wissen, daher kann es nie verkehrt sein, auch mal ältere Bücher zu
lesen.
Bewertung:
3 von 5
Punkten!
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